Ich wäre ein sehr schlechter Berater, noch dazu mit wenig agiler Haltung, wenn ich davon ausginge, dass meine Kunden oder Partner „fools“ sind. Insbesondere, wenn ich es dann auch noch öffentlich zugeben würde.

Daher distanziere ich mich zunächst ausdrücklich von Beidem, bevor ich fortfahre!

Aber ich möchte heute den bekannten Satz „a fool with a tool is still a fool“, der seit vielen Jahren beharrlich nicht nur in der Businesswelt kursiert, einmal ganz analytisch wie eine mathematische Gleichung interpretieren.

Dort gilt die Regel „linke Seite = rechte Seite“, also sinngemäß:

„a fool + a tool = a fool”.

Dies würde rein mathematisch betrachtet bedeuten, dass der Mehrwert eines Tools vergleichsweise gering ist!

Dabei will ich bewusst nicht so weit gehen, ihn auf „0“ zu setzen, denn

a) würde ich mich vermutlich vor Kritik gerade jetzt im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr retten können und

b) dient ein Tool vermutlich mindestens (!) der Visualisierung der Gedanken sowie der Dokumentierung der geleisteten Arbeit.

Wenn aber meine These richtig ist, und ein Tool nur geringen echten Mehrwert hat, da es ja nur so gut sein kann wie der Input oder der Umgang damit, dann könnte man mathematisch auch „fool“ durch jeden beliebigen anderen Reifegrad eines Nutzers ersetzen, von dem ausgehend dieser seine Arbeit erledigt.

Also: „a _____ + a tool = a _____”

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Beispiele gefällig? Nun:

  • Wer in den vergangenen 60 Jahren klassisches (Projekt-)Management nicht gelernt hat, Ziele sauber und eindeutig abzugrenzen und zu formulieren, wird es auch dann nicht können, wenn es darum geht, OKRs zu definieren, User Stories oder Tasks „ready for implementation“ zu beschreiben oder klare Akzeptanzkriterien zu vereinbaren.
  • Wem das Verständnis dafür fehlt, dass große Mengen von anstehenden Aufgaben irgendwie sauber zu strukturieren oder nach einer bestimmten Logik zu erfassen sind (gilt übrigens auch für skalierte agile Teams), wird sich irgendwann verzetteln, vermutlich viel Energie verschwenden und – und das halte ich für noch wesentlicher – permanent das Gefühl haben, etwas vergessen oder versäumt zu haben und daher unter „Stress im Kopf“ leiden. Was sich wiederum auch nachteilig auf die Fähigkeit zur Kommunikation, Kooperation und konstruktiven Problemlösung auswirken dürfte…
  • Selbst wer bei den beiden oben genannten Themen gut unterwegs ist wird, wenn er sich der wahren Bedürfnisse und Interessen seiner Teammitglieder und Kollegen nicht bewusst ist, irgendwann Schwierigkeiten bekommen, weil er beim Verteilen und Umsetzen der Aufgaben nicht darauf eingehen und keine klaren Commitments verbunden mit intrinsischer Motivation erreichen kann.

Diese Liste an Beispielen könnte beliebig fortgesetzt werden, gilt übrigens für Unternehmens- und Projektebene gleichermaßen und ist exakt der Grund, warum der Fokus und die Leidenschaft meiner Arbeit in den vergangenen Jahren im Folgenden liegt:

Meine Kunden und Partner bei der Hebung des persönlichen Reifegrads zu unterstützen und somit einen echten Mehrwert zu erzeugen, und eben nicht „nur“ Wissen zu Methoden und Tools zu vermitteln.

Denn warum funktionieren die extensiven Methoden-Baukästen, egal ob klassisch, agil, OKR oder „x-beliebig“ in der Praxis oft noch nicht wirklich gut (wer das nicht glaubt, darf mich gerne zu konkreten Beispielen persönlich ansprechen)?

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Weil erstens im Alltag oft die Fähigkeit fehlt (bzw. durch andere momentan scheinbar wichtigere Dinge außer Kraft gesetzt wird), sich immer wieder aus einer virtuellen Distanz selbst zu beobachten und zu hinterfragen, ob man gerade die richtigen Dinge macht und ob man sie auch richtig macht.

Und weil zweitens dann oft auch die Eigenverantwortung fehlt, bei einem kritischen Bauchgefühl und Augenaufschlag des inneren Beobachters dessen Meinung ernst zu nehmen und entsprechend konsequent zu reagieren.

Zu verlockend ist es ja, sich zunächst unbewusst hinter den Spielregeln eines Systems zu verstecken nach dem Motto „das machen ja alle so“ oder „das haben wir schon immer so gemacht“ oder – auch weit verbreitet – „ich muss das ja selbst nicht langfristig ausbaden“.

Doch wenn man dann wirklich einmal mit den Konsequenzen des eigenen Handelns offen konfrontiert wird ist der Schreck bzw. die Überraschung oft groß, und nur zu gerne wird dann die eigentliche Unzufriedenheit mit sich selbst in Aggression gegenüber dem „Augenöffner“ umgewandelt.

Schließlich ist es deutlich leichter, den Scheinwerfer auf jemand anderen zu richten, als in den Spiegel zu blicken. Da würde man nämlich die Ent-Täuschung sehen und auch spüren!

Obwohl mir dieses Prinzip bereits vor Jahren klar wurde und mich nach wie vor aufs Höchste fasziniert muss auch ich noch täglich üben. Kein Meister ist jemals vom Himmel gefallen…

Kurz gesagt: es ist die innere Haltung und permanente Fähigkeit zur Bewusstheit und Eigenverantwortung, die nachhaltig Erfolg verspricht, nicht so sehr der Einsatz bekannter Methoden und Tools.

Jetzt könnte man zur Überprüfung meiner These – dies ist selbstverständlich nicht nur erlaubt, sondern auch bei jedweder These sogar tunlichst angeraten – mit Fug und Recht kritisch anmerken, die o.a. Gleichung gälte eben nur für „fools“ und nicht für bereits gut ausgebildete, reife und engagierte Mitarbeiter.

Dem würde ich aber ganz gelassen entgegenhalten:

„Umso besser, dann ist der Ausgangspunkt schon wesentlich vorteilhafter, der Nährboden deutlich fruchtbarer, die zu erzielenden Fort-Schritte deutlich größer, …“

Und wer würde schon widersprechen wollen, dass sich die Investition in echten Mehrwert immer lohnt!?

Ach ja! Worin dieser Mehrwert genau liegt?

Das mag durchaus für jeden Einzelnen unterschiedlich sein aus seiner individuellen Situation und Rolle heraus, aber meine Kunden dürfen ja auch jederzeit aktiv mitgestalten und ihren eigenen individuellen Bedarf aufzeigen.

Womit wir wieder beim Reifegrad wären, speziell bei meinen beiden Lieblingsworten „Bewusstheit“ und „Eigenverantwortung“

In diesem Sinne freue ich mich auf die gemeinsame Gestaltung von echtem Mehrwert! Damit am Ende jeder seinen Job so ausführt wie er es tun würde, wenn es sein eigenes Unternehmen wäre.