Vermutlich war ich nicht der einzige, der einen Großteil der vergangenen Woche mit unzähligen Videokonferenzen, Online-Meetings und hektisch auf den Markt geworfenen Webinaren verbracht hat, oder!? Immerhin wurde mir Laien dabei auch endlich verständlich erklärt, wie z.B. Home Office richtig funktioniert…

Dies alles geschah teilweise noch recht rudimentär und zaghaft, fast schüchtern angesichts der vielen Funktionen, die MS Teams, Zoom, WebEx und Co. bieten oder eben gerade noch nicht. Aber der Exponent der Verbreitungsgeschwindigkeit dieser Tools dürfte aktuell noch um einiges höher liegen als der eines gewissen Virus. (Gott sei Dank!)

Dabei fielen mir immer wieder so Sätze auf wie „ja, im Home Office müssen jetzt alle agil arbeiten“ oder „das Social Distancing erfordert jetzt unbedingt agile Tools“. Und in Summe musste ich den Eindruck gewinnen, dass „digital“ gerne mit „agil“ gleichgesetzt wird. Aber stimmt das wirklich?

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Nun, der Begriff „digital“ kommt aus der Technik und bedeutet, dass etwas im Gegensatz zu „analog“ mit einer begrenzten Zahl von Ziffern dargestellt ist. Das heißt in diesem Fall, die Kooperation und Kommunikation zwischen Menschen verläuft nicht mehr in physischer Präsenz, sondern mit Hilfe von bits und bytes über elektronische Kanäle.

„Digital“ beschreibt also im Wesentlichen die METHODE, mit der Aufgabenstellungen angegangen, abgewickelt und administriert werden.

„Agil“ dagegen – und so versuche ich es auch in meinen Workshop für agile Coaches zu vermitteln – beschreibt im Wesentlichen die HALTUNG, mit der Individuen und Organisationen miteinander kooperieren und kommunizieren.

Deren Kennzeichen sind für mich hauptsächlich

  •  Eigenverantwortung und Bewusstheit für die Selbstwirksamkeit
  • Selbstorganisation von Teams
  • Permanentes Lernen in kürzeren Zyklen
  • Direkte und persönliche Kommunikation
  • Teilen von Informationen und Nutzen der Schwarmintelligenz
  • Wechselnde Führungsrollen ohne dezidierte Führungsfunktion
  • und – nicht zuletzt – Maximierung des Kundennutzens!

Dass diese Haltung – die übrigens gar nicht so weit entfernt ist von derjenigen, die ich mir auch schon bei „klassischen“ Projektmanagern oder Führungs-Persönlichkeiten wünsche – nicht unmittelbar durch die Implementierung von Tools erzeugen lässt erlebe ich seit Jahren in Zusammenarbeit mit diversen Teams.

Es ist ein manchmal durchaus langer und beschwerlicher Veränderungsprozess mit Widerständen und auch Schmerzen.

Aber ein sehr lohnenswerter, der zur inneren Freiheit, intrinsischen Motivation und damit einer erheblich besseren Nutzung des kollektiven Potenzials führt!

In diesem Sinne freue ich mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit an und mit der richtigen Haltung.